Geschichte der Seife
- Margit Hruska
- 5. März 2018
- 3 Min. Lesezeit
Aus Zufall entstanden, Jahrhunderte verpönt und dann doch salonfähig gemacht.

Seifen haben eine lange Geschichte und Kultur, die seit Tausenden von Jahren hinweg entwickelt und perfektioniert wurde. Wann Seifen wirklich entstand sind, kann heute nicht mehr genau gesagt werden. Es gibt „angeblich“ Aufzeichnungen um 6.500 v. Christus, jedoch leider ohne wirkliche historische Belege. Die erste Seife entstand eher aus Zufall, als heißes Tierfett auf Asche getropft ist und durch den Regen dieses Gemisch zu schäumen begann.
Um 2.500 v. Christus wurde eine Keilschrifttafel der Sumerer gefunden, worauf Aufzeichnungen über Seifen gemeißelt wurden. 600 v. Christus vermischten Ägypter tierische Fette mit Asche aus verbrannten Meerespflanzen. Plinius "Der Ältere" der um 23 n. Christus lebte, berichtet in seiner „Historia naturalis“ das Gallier und Germanien Seifen als Haarpomaden benutzen, die aus Ziegentalg und weiß verbrannter Asche hergestellt und mit Tonerde gefärbt wurden. Nach seinen Schriften wurden damals Seifen vor allem zur Heilbehandlung gegen damalige Hauterkrankungen, aufgrund mangelnder Körperpflege und zur Reinigung der Wäsche verwendet. Diese Seifen verwendete man als Bimsstein, der als natürliches Mittel zur Hornhautentfernung und Reinigung verwendet wurde.
"Der reinigende Effekt der Seife wurde erst viel später entdeckt."
Die damalige Konsistenz der Seife war eher schmieriger und kann mit den heutigen Seifen überhaupt nicht vergleichen werden. In der damaligen Körperkultur badete man sich in Milch, Kräuter- und Duftessenzen. Danach hat man sich mit Ölen und Fetten einmassiert. Ätherische Öle fanden bereits 5.000 v. Christus ihren Einsatz in der Bäderkultur und in der Heilbehandlung.
Araber waren es, die das Ätznatron im 7. Jahrhundert erfunden haben. Sie verkochten erstmals Öle und Lauge mit verbranntem Kalk zu richtig festen Seifen. Im 12. Jahrhundert gibt es aus Italien ein Rezept für eine Olivenölseife. Aufzeichnungen zufolge wurden Seifen für die Bäderkultur verwendet.
"Waschen wurde verschmäht, Seife und Badewasser verteufelt."
Als im 15. - 16. Jahrhundert in Europa die große Pest, Cholera und Syphilis ausbrachen, wobei ungefähr 25 % der Bevölkerung zum Opfer fielen, verschmähte man das Waschen und Seifen. Man ging davon aus, dass Badewasser und Seife die Pest übertragen würde und die Reinigung den Körper für Erreger öffnete. Das ein solches Badewasser Krankheiten übertrug, stimmte sicherlich zum Teil, bedenkt man das sich viele Personen im selben Badewasser wuschen, bevor man das Wasser wechselte. Das Badewasser zu wechseln war eine enorme Anstrengung und langwierige Prozedur. Es dauerte bis die Menge an Wasser überhaupt warm wurde. Berichten zufolge hatten sogar manche Badehäuser eigene Separées, in denen sich Pärchen zurückziehen konnten. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung war also groß.
Der Adelskreis setzte daher auf die Reinigung mit Trockenpulver, Tücher und Parfüm. Das Parfüm gelang zur Hochkultur!
"Der Sonnenkönig revolutionierte die Hygiene."
Erst im 17. Jahrhundert beendete Ludwig XIV - auch Sonnenkönig genannt - dieses „Treiben“ und verhalf der Seife zu neuer Blütezeit und machte sie "salonfähig". Er sorgte dafür, das die besten Seifensieder rund um das Mittelmeer nach Marseille kamen. Er verhalf der damals begehrtesten Seife der Welt, der "Savon de Marseille", zu Weltruhm.
Erst im 18. Jahrhundert - in der Zeit der Eleganz - entstand eine einfache Toilettseifen mit Duftzusätzen von Rose und Lavendel. Man stellte sie aus Pottasche und tierischen Fetten her. Dazu verwendeten man Schweinefett, Ziegen-, Rinder- und Hirschtalg. Jedoch erst im 19. Jahrhundert änderte sich auch die Einstellung der gesamten Bevölkerung. Das Waschen wurde wieder modern und man badete, reinigte und wusch sich wieder regelmäßig um sich vor Schmutz und unangenehmen Gerüchen zu befreien.
"Das erste industrielle Soda wurde hergestellt."
Während des ersten Weltkrieges war die Rohstoffversorgung für Seifen so knapp geworden, dass es nicht genug Öle und Fette zur Seifenerzeugung gab. Erst nach Ende des Ersten Weltkrieges gab es wieder genügend Rohstoffe. Durch das beginnende maschinelle Zeitalter wurden nun industrielle Seifen herstellt. Es wurden billigste Fettrohstoffe aus tropischen Ländern importiert und extrem preisgünstige Seifen hergestellt.
Nikolas Leblanc (1742 – 1806) erfand ein wirtschaftliches chemisches Verfahren, indem er eine starke Lauge durch die Herstellung von synthetischem Soda erzeugte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Seife mühsam aus Asche gewonnen. Diese Methode nannte man „Leblanc-Methode“. Erst Ernest Solvay (1838 – 1922) gelang es die heute angewandte Produktion von Soda herzustellen. Der Chemiker nennt dieses Soda Natriumhydroxid NaOH (auch Natronlauge, Ätznatron oder kaustisches Soda genannt). Die Herstellung von Soda nennt man bis heute „Solvay-Verfahren“.
Um Massenartikel herstellen zu können, verwendete man meist tierische und pflanzliche Rohstoffe. Ca. 1830 erkannte man, dass im Verseifungsprozess mit Kokosfett eine Eigenwärme entstand, die den Prozess erheblich beschleunigte. Auch in der so beliebten flüssigen Seife von heute sind diese Bestandteile vertreten. Die heutigen Flüssigseifen beinhalten jedoch fast nur künstliche Tenside und Silikone.
Mehr über Seifen und Reinigungs- und Pflegeprodukte von heute erfahren Sie in meinem nächsten Beitrag "Die richtige Reinigung und Pflege".
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